Neue Bedürfnisse der Kunden an die Kommunikation mit Anbietern sowie an die Verkaufskanäle treiben die Textilbranche zu neuen Erlösmodellen. Der Einfluss der Digitalisierung verändert die Marktlogiken in der Textilbranche von Grund auf und sorgt für stark individualisierte Kundenbedürfnisse, flexible Produkte und neue Wertschöpfungsketten. Diese Erkenntnisse sind Kern einer neuen Trendstudie, die das Leipziger Trendforschungsinstitut 2b AHEAD ThinkTank in Kooperation mit der s.Oliver Bernd Freier GmbH durchgeführt hat.
 
Wie das Trendforschungsinstitut mitteilt, beleuchte die Studie, wie sich die Digitalisierung auf die Kunden der Textilbranche auswirkt, wie Anbieter den Kundendialog mit unterschiedlichen Kundensegmenten erfolgreich gestalten können, wie der „Point of Sale“ der Zukunft aussieht, welche Produkte den Markt erobern können und wie sich die vierte industrielle Revolution auf die Wertschöpfungsketten auswirkt.

Außerdem geben die Leipziger „36 Strategieempfehlungen“, die Textilunternehmen, Bekleidungshersteller und -händler sowie Shoppingcenter nach Überzeugung der Trendforscher bereits heute gehen müssten, um eine aktive Rolle in der Zukunft zu spielen. Die qualitative Delphi-Studie basiert auf den Aussagen ausgewählter Experten aus international agierenden Unternehmen der Bereiche Textil, Mode, Kundendialog, Datenverarbeitung, Touchpoints und Anlagenautomatisierung.
 
„Die individuellen Ansprüche der Textilkunden werden durch den Einsatz von Technologie über alle Phasen der Wertschöpfungskette hinweg immer besser befriedigt“, fasst Michael Carl, Managing Director Research & Analysis des 2b AHEAD ThinkTank und einer der Autoren der Studie, die Ergebnisse zusammen. „Gleichzeitig geht es für die Anbieter nicht mehr nur darum, Kleidung zu verkaufen. Textilunternehmen müssen Datenunternehmen werden, wollen sie morgen noch eine Rolle spielen“, betont er.
 
Die Studie stellt fest: „Es wird nicht mehr den einen Kunden geben, welcher ein bestimmtes Kleidungsstück sucht. Stattdessen lassen sich neun Kundengruppen in den Bereichen Economy und Premium mit individuellen Bedürfnissen erkennen – Standard stirbt schrittweise aus.“ Michael Carl ist sicher, dass sich die Kunden der Textilbranche hinsichtlich Technologieaffinität, Pro-Aktivität und Konsumverhalten hochgradig differenzieren werden. Der Anspruch, in ihrer Individualität von Anbietern wahrgenommen zu werden, vereine sie jedoch. Wer die unterschiedlichen Bedürfnisse differenziert adressieren könne, erreiche eine breitere Basis für seine Geschäftsmodelle.
 
Die Grenzen der Branche verschwimmen
Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass die Marktanteile herkömmlicher Textilunternehmen zunehmend von branchenfremden Akteuren abgeschöpft werden. Neben den inzwischen bekannten Anbietern Ebay, Zalando oder Outfittery schieben sich immer mehr „Angreifer“ zwischen Textilunternehmen und ihren Kunden. Unternehmen wie Pinterest, Telekom und IBM verstünden sich selbstverständlich als Teilnehmer des Textilmarktes. Die Möglichkeiten von „Wearable Technology“ und „Functional Clothing“ beschleunigten diesen Prozess. Zusätzlich führten neuartige, skalierbare Produktionsmechanismen wie 3D-Druck in den kommenden Jahren dazu, dass die Textilkunden selbst in die Lage versetzt werden, Kleidung zuhause oder in dezentralen Printshops zu drucken. Die Kernkompetenz der Bekleidungsunternehmen verliere dadurch massiv an Bedeutung. Michael Carl sagt: „Der Kampf um die Kundenschnittstelle hat gerade erst begonnen. Es ist nicht mehr ausschließlich das Markenimage, das den größten Zulauf von Kunden bewirkt. Vielmehr geht es um das perfektionierte, datengestützte Erkennen und Adressieren der individuellen Bedürfnisse des Kunden, ganz gleich ob Economy oder Premium. Anbieter müssen daher ihre Geschäftsmodelle radikal neu denken.“
 
Die Studie steht kostenlos zum Download bereit.

 

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