Hohe Resonanz: Mehr als 200 Teilnehmer informierten sich beim Re’aD Summit über„Digitale Produktentwicklung im Netzwerk der Supply Chain

Wie ist der Stand der Technik bei der Digitalisierung der Wertschöpfungskette? Werden Avatare in Zukunft die Entwicklung und Produktion von Bekleidung sowie das Kaufverhalten der Konsumenten verändern? Wie gelingt es, individuelle, passformgenaue Mode zu produzieren, die sofort zu haben ist? Mit Fragen wie diesen beschäftigte sich Re’aD, der Gipfel für „Digitale Produktentwicklung im Netzwerk der Supply Chain“, zu dem das Deutsche Mode-Institut am 15. November eingeladen hatte. Das Interesse an der Veranstaltung, deren abgekürzter Titel für „Re–invent/analog Digital“ steht, war groß. Zu der zweiten Ausgabe des Forums waren mehr als 200 interessierte Gäste und Experten der Mode-, Lifestyle- und Konsumgüterbranchen sowie digitale Technologiedienstleister in die Rheinterasse Düsseldorf gekommen. Die Teilnehmerliste umfasste renommierte Unternehmen wie Ahlers, Aldi, Hugo Boss, C&A, Coats, ColorPlasticChemie, Datacolor, Dralon, Engelbert Strauss, German Fashion, Kik, Escada, Betty Barclay, Brax, Otto GmbH, Marc o’Polo, Munich Fabric Start, Sportalm, Rabe, RAL, Roland SE,  Roy Robson, Ulla Popken, Telekom Deutschland, Union Knopf  und viele weitere.

Konzept der Veranstaltung ist, Logistik- und Produktionsprozesse praxisorientiert in Fachvorträgen und auf Ausstellungsflächen zu präsentieren. Anhand konkreter „Best Practice Beispiele“ soll die digitale Transformation der Supply Chain dargestellt werden. Schließlich habe das Internet das Konsumverhalten so massiv verändert, dass die Produktion akut nach digitalen Technologien verlange, wie sie heute bereits vielfach angewendet würden oder in Entwicklung seien. Noch nicht alle Unternehmen wagten sich jedoch an die digitale Transformation im eigenen Betrieb heran, bedauern die Veranstalter. Oft fehle der Mut, die nötigen Schritte und Investitionen zu machen, ob aus Angst um die Veränderung von Arbeitsplätzen oder aus mangelndem Vertrauen, gewohnte Strukturen zu verlassen. „Re`aD“ will den Teilnehmern daher eine Gelegenheit bieten, sich zu informieren, auszutauschen, Zugangsschwellen abzubauen und das passende Netzwerk zu finden.

Nicht mehr im (Farb)Ton vergreifen

Das von Stefan Dietz, Geschäftsführender Gesellschafter entra GmbH, moderierte Programm führte durch die verschiedenen Prozesse der Supply Chain – von der Messung über die exakte Darstellung und Kommunikation von Farbe bis hin zur 3D-Visualisierung des Modells am Rechner. Was heute schon geht und was morgen möglich sein wird, verdeutlichte Daniel Bücher vom Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen. "Wir arbeiten zum Teil noch mit Maschinen auf dem Stand von vor 80 Jahren", klagte Bücher. Viel getan habe  sich jedoch bei PLM-Systemen, PDES und CAD. Konzepte wie „Knit for you“ von Adidas lieferten Beispiele für innovative Ansätze, den Kunden mit individualisierten, auf seinen Körper zugeschnittenen Shirts im Laden „abzuholen“.

Einblicke in die 3D-Produktentwicklung der Hugo Boss Womenswear mit der Software Vidya/Assyst gaben Birgit Wiech und Jule Widmann. Diese Technik setze richtungsweisende Impulse für die Branche. So beinhalte die Simulation sogar den Fall des Stoffs und Lichteinflüsse. Ziel sei „ein Avatar, der Hände hat, Schuhe tragen kann – und wie ein Mensch aussieht.“ Wenn ein Online‐Kunde sich künftig sonntags auf dem Sofa seinen eigenen Avatar in dem gewählten Kleidungsstück anschauen könne, senke dies außerdem die Retourenquote.
Auf dem Summit fiel auch der offizielle Startschuss für Pantone Digital, eine Kooperation von X Rite Pantone und Color Digital. Die DMiX Cloud werde die Welt von Designern, Marken, Produzenten verändern, ist sich das Kölner Unternehmen sicher. In der DMIx Cloud werden die Farb- und Strukturinformationen von Oberflächen in einer Qualität erfasst, die beim Übergang von der Realität zur Virtualität die Appearance eines Objekts bewahrt. So seien die Muster unverfälscht und sicher verfügbar, was die  Kommunikation zwischen allen Beteiligten einer Produktentwicklung auf eine neue Stufe hebe.

Wie „Real Digital Color Management“ bei der Mammut Sports Group in der Schweiz funktioniert, erläuterte Julian Jetten. "Es geht ohne physischen Farbschnipsel", betonte er.
Christoph Bergmann von Natific zeigte am Beispiel seiner Kunden Under Armour, Lands`End und Levi`s auf, wie Farbe selbst mit unterschiedlichen Produktionsstandards so konstant wie möglich wird. Mit digitalem Textildruck, der Losgröße 1 möglich macht, reagiert Ulrich von Glahn, Geschäftsführer von TMC, auf den Megatrend Individualisierung. Bei TMC sei die alte Druckerei komplett gegen digitale Drucktechnologie ausgetauscht worden, berichtete er.

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